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Fintech auf dem Vormarsch: Sind klassische Banken ein Auslaufmodell?

Verbraucherschützer beschweren sich seit vielen Jahren: In Deutschland besteht ein Grundrecht auf ein Girokonto - auch bei geringerem Einkommen. Selbst diese Basiskonten werden mit hohen Gebühren belastet. Auch bei höheren Einkommen verärgern die Banken zunehmend durch Kosten und Bearbeitungsgebühren, die in Zeiten der Digitalisierung eigentlich geringer ausfallen müssten. Denn durch Online-Banking und co. übernimmt der Verbraucher einen Teil der Arbeit selbst, den Bankberater sieht er nur noch selten. Fintech-Unternehmen wollen genau hier punkten: Durch Algorithmen werden Anlagestrategien errechnet, für die die Bank eine saftige Provision kassieren würde. Wie sieht die Zukunft der Bankenbranche aus?

 

Teure Geldüberweisung


Wer aktuell eine Überweisung in das Ausland tätigt, darf sich durchaus wundern: Je nach Zielland ist vollkommen unklar, wann die Überweisung überhaupt ausgeführt wird und der Empfänger das Geld entgegennehmen kann. Kaum akzeptabel sind die dabei zu zahlenden Gebühren: Je nach Kreditinstitut müssen schon bei einer Summe von 500 Euro zweistellige Eurobeträge beglichen werden - eine Gebührenhöhe, die durch den weitgehend automatisierten Vorgang kaum zu rechtfertigen ist. Gegenüber anderen Formen der Geldübermittlung besteht natürlich ein Vorteil in der Sicherheit und Verbindlichkeit. Wer das Überweisungsformular richtig ausfüllt, kann sich darauf verlassen, dass der Empfänger den Betrag auch erhält. Außerdem sorgt eine Durchschrift des Formulars dafür, dass die Transaktion auch im Nachhinein beweisbar bleibt. Trotz aller Skandale: Die Banken genießen bei den meisten Menschen zumindest in Hinblick auf die Alltagsgeschäfte noch ein hohes Vertrauen.

 

Hohe Gebühren drücken schmale Rendite


Die hohen Gebühren bei Banküberweisungen mögen zwar ärgerlich sein, richtig problematisch sind die Kosten aber bei festverzinslichen Anlageprodukten wie Tages- oder Festgeld. Hier macht sich die Tatsache mittlerweile sehr deutlich bemerkbar, dass die Zinsen auf dem Kapitalmarkt sehr gering ausfallen. Wer sein Geld auf das Sparkonto bringt, wird mit einer schleichenden Enteignung belohnt. Die Verzinsung von einem bis maximal 1,5 Prozent unterschreitet die derzeit wieder im Steigen begriffene Inflation. Wenn durch klassische Kapitalanlagen aber ohnehin schon kaum noch Rendite erwirtschaftet wird, machen sich die von den Banken kassierten Provisionen natürlich noch weitaus deutlicher bemerkbar. Welches Potenzial in sogenannten Fintech-Unternehmen insbesondere in Zeiten des niedrigen Zinsumfeldes steckt, zeigen die durchaus interessanten Angebote: Kostenlose Girokonten, die sich vollständig per Smartphone verwalten lassen. Selbst zur Legitimierung ist es nicht mehr notwendig, persönlich eine Filiale aufzusuchen. Seit 2014 ist es auch rechtlich zulässig, sich per Video-Telefonat vom heimischen Rechner aus zu identifizieren. Auch die Altersvorsorge kann so ganz einfach per App vorgenommen werden - individuelle Beratung und Analyse inklusive.

 

Bezahlen per NFC?


Auch die Banken haben diese Entwicklung allmählich erkannt, einige Geldhäuser, darunter die HypoVereinsbank, ermöglichen mittlerweile ebenso die Kontoeröffnung per Video. Zudem können Sie im Unterschied zu Startups ein Kapitalpolster vorweisen, welches es durchaus auch ermöglicht, neue Technologien zu etablieren. Aktuell sehen Beobachter das drahtlose Bezahlen per NFC auf dem Vormarsch. Bald könnte es möglich sein, sämtliche Zahlungen über das eigene Smartphone abzuwickeln. An der Kasse wird es nur noch über ein Sensor gehalten, per Fingerabdruck auf dem Gerät erfolgt eine Legitimierung. Die Banken treten damit nur noch Hintergrund auf, denn letztlich erfolgt eine Abbuchung über das Girokonto.

 

Startup fehlt Vertrauen


Ein Vorteil von Fintech-Unternehmen liegt darin, Ideen schnell unkompliziert umsetzen zu können. Die Banken sind üblicherweise derart groß, dass eine schnelle Reaktion auf sich ändernden Marktbedingungen kaum möglich erscheint. Dafür haben die neuen Player im Bankenmarkt mit fehlendem Vertrauen zu kämpfen - was oftmals nicht so ganz ungerechtfertigt erscheint. Das Banken-Startup N26 trat bereits kurz nach der Gründung mit schwerwiegenden Sicherheitsmängeln in Erscheinung, die vor allem auf die genutzte App zurückzuführen waren. Möglicherweise fehlt es hier einigen Jungunternehmern auch an Kapital und Know-how, um perfekte Schnittstellen zu kreieren.

 

Kunden dürfen profitieren


In Zukunft dürfte die Entwicklung entspannt bleiben: Banken werden von der Entwicklung der Fintech-Unternehmen möglicherweise als Ideengeber profitieren; im Fintech-Bereich wird man mit immer neuen Ideen dafür sorgen, dass die Generation Smartphone als Zielgruppe gewonnen werden kann. So bietet das Londoner Fintech-Unternehmen Azimo.de die Möglichkeit, Geld online und gebührenfrei zu empfangen und zu versenden. Für den Kunden ist diese Entwicklung eigentlich nur positiv zu sehen. Früher oder später dürften damit auch die hohen Kosten für Auslandsüberweisungen und andere Dienstleistungen der Vergangenheit angehören.